Nach dem Auswärtserfolg in Ostermünchen wollte man natürlich den Schwung dieses Spiels mit in die Heim-Nachholpartie gegen den TuS Großkarolinenfeld mitnehmen. Doch die Befürchtungen waren nicht unbegründet, dass dies vielleicht nicht ganz gelingen könnte. Zum einen musste Coach Stefan Kolm auf 5 Stammspieler verzichten. Aus verletzungs- bzw. beruflichen Gründen mussten Fabian Steinbauer, Stefan Unsicker, Christopher Eckl, Christopher Schulz und Hannes Gasteiger passen. Auf der anderen Seite kam mit dem TuS aus Großkaro das Team, das in sechs Spielen sechs Siege eingesammelt hatte. Mit einem Dreier in Brannenburg wäre man Tabellenführer gewesen.

Beim TSV waren u.a. außerdem Kapitän Jennerwein, Max Faltner und Keeper Johnny Couto angeschlagen. Alle bissen allerdings auf die Zähne. Unter Leitung des Regionalliga-Schiedsrichters Thomas Wagner ging die Partie unter Flutlicht los. Man merkte sofort, dass das Kreuz der Gäste breit war. Sehr selbstbewusst und konzentriert wurde begonnen, während der TSV durch längere Ballstafetten erst einmal versuchte Klarheit und Sicherheit für das eigene Spiel zu gewinnen. Nach zehn Minuten war dies gelungen. Vor allem gelang es durch lange Pässe auf die immer beweglicheren Offensivspieler, verbunden mit gutem Nachrücken aus dem Mittelfeld die ersten Unsicherheiten bei Karo zu erzeugen. Abschlüsse waren aber noch keine zu verzeichnen. Gerade in dieser Phase passierte der erste schwerwiegende Lapsus der TSV Defensive. Ein vermeintlich leicht zu klärender Kopfball rutschte komplett über den Scheitel von Christian Hofstetter. Ausgerechnet in den Lauf von Julian Boddeutsch, dem klar besten Torschützen in der Liga, kam dieser Ball. Dadurch lief er alleine von halblinks auf Johnny zu. Mit einem platzierten Schlenzer ins lange Eck an den Innenpfosten ließ er ihm keine Chance. Das war ein Schock. Aber der TSV steckte den weg. Immer wieder gelangen gute lange Bälle auf Max Faltner, Raphael Beyer und Filip Ilic. Und diese Drei brachten immer mehr Unruhe in den Abwehrriegel der Gäste. Dennoch fiel der Ausgleich in der 22 Minute relativ überraschend. Max bekam ca. 18 Meter halblinks vor dem Tor die Kugel an den Fuß. Er zog ab und hatte Glück, dass der Schuss abgefälscht wurde. So rutschte dieser auf nassem Boden ins lange Eck der Gäste. Großer Jubel. Großkaro war danach eigentlich nur bei Standards gefährlich, dafür aber umso mehr. Richtig ärgerlich war es daher, dass sie einen absolut unnötigen Eckball in der 30 Minute zugesprochen bekamen. Die Flanke konnte Alexander Reichert fast unbehindert per Kopf ins linke Brannenburger Eck einnetzen. Der TSV gab sich aber nicht auf, geschweige denn schon geschlagen. Im Gegenteil. Man glaubte an sich und je länger das Spiel dauerte umso engagierter war jeder Spieler dabei. Dann hatte man allerdings auch ein wenig Glück. Kurz vor der Pause gab es einen Freistoß aus ca. 30 Metern im gegnerischen Halbfeld. Robert Otte hatte sich den Ball zurechtgelegt. Sein „Strich“ senkte sich bereits nach 20 Metern Richtung Grasnarbe, setzte auf dem nassen Boden auf, rutschte und flog durch Freund und Feind weiter Richtung Tor, „Raphi“ irritierte kurz per Kopf noch den Torhüter. Der sah nur noch wie das Netz dann links hinter ihm zappelte. Ein glücklicher Moment für den Ausgleich, aber kein unverdienter.

Nach dem Wechsel kam der TSV viel schneller ins Spiel als in Halbzeit eins. Jetzt folgten die Minuten der drei „Überflieger“ des Tages. In der 50. Minute erlief sich der bärenstarke Max Faltner an der linken Strafraumkante den Ball, passte haargenau auf den hinter ihm stehenden Filip Ilic. Der ließ mit einer schönen Aktion zwei Gegner stehen und zog mit seinem linken Hammer ab. Der Ball wäre im hinteren Kreuzeck eingeschlagen, hätte der Keeper nicht eine sensationelle Reaktion gezeigt. Mit den Fingerspitzen lenkte er ihn noch über die Latte. Eine Klasse-Aktion von allen Beteiligten! Immer und immer wieder gelang es über die fleißigen Mittelfeldakteure, Jennerwein, Kaffl und Steer, Ballbesitz zu erlangen, schnell auf die Außen Filip und Max oder „Raphi“ Beyer zu spielen. Allen drei war kein Weg zu weit. Immer flexibel und anspielbar. Das was für Großkaro zu viel. In der 60.Minute war es genauso ein Moment der den Erfolg brachte. Mit letzten Willen wurde wieder mal ein Zweikampf durch Max gewonnen. „Raphi“ sprintete dem getackelten ball hinterher, erlief ihn an der Strafraumkante und wurde dabei von einem Gegner gefoult. Elfmeter für den TSV. Max verwandelte ganz sicher! Führung! Dann gab es den einen und vielleicht spielentscheidenden Moment nur zwei Minuten später. Freistoß für Großkaro aus 20 Metern halbrechts. Julian Boddeutsch trat an, schlenzte wunderbar über die Mauer Richtung oberes rechtes Toreck, doch Johnny lenkte den vielleicht alles entscheidenden Ball mit einer großartigen Parade über die Latte ab. Wiederum nur zwei Minuten später dann die kleine Vorentscheidung. Wieder ein kluger langer Ball aus dem Mittelfeld Richtung Max. Andere hätten den Ball Ball sein lassen. Nicht so Max. Er sprintete 30 Meter so schnell dem Leder hinterher, dass er vor dem Keeper im linken Strafraum dran war. Kurze Drehung und eine überlegte und haargenaue Flanke über den Torwart und den Innenverteidiger auf den heute sensationell aufgelegten „Raphi“ Beyer. Dem reichte nur ein kleines Kopf-Nickerchen, um den Ball Richtung Tor zu bringen und zum Entsetzen der Gäste auf 4:2 zu erhöhen. Großkaro setzte alles auf eine Karte, aber lief sich immer wieder fest. Jeder Brannenburger war für den anderen da und kämpfte bis zum Umfallen. Im wahrsten Sinne des Wortes. So mussten dann Filip Ilic und Kapitän „Jenno“ dem Spiel Tribut zollen und kurz vor Schluss verletzungsbedingt raus. In der 89. Minute dann ein Fauxpas der Großkaro-Defensive, der alles erledigte. Ein langer Ball mittig auf „Raphi“. Der setzte mal wieder hinterher. Ein Verteidiger wollte den Laufweg blocken, sodass der Keeper den Ball hätte aufnehmen können. Doch der Keeper rutschte aus und der Verteidiger flog über den Keeper hinweg. Beim Versuch dann im Liegen den hoppelnden Ball dem Zugriff von „Raphi“ zu entziehen, setzte er diesen an den Fuß des Brannenburger Mittelstürmers und von dort prallte der Ball zum 5:2 über die Linie. Ein kurioses Tor, bei dem sich der Verteidiger auch noch verletzte. Da das Spiel entschieden war, ließ der Schiri ob dieser Situation nicht nachspielen, sondern pfiff gleich ab.

Eine tolle geschlossene Mannschaftsleistung und ein verdienter Erfolg, bei dem wieder mal klar wurde was es braucht, um erfolgreich Fußball zu spielen. Vor allem Ehrgeiz, unbändigen Willen, Kampfkraft, Freude und die Motivation, zusammen etwas zu erreichen. Das beste Saisonspiel des TSV könnte hoffentlich ein Maßstab werden für die nächsten Spiele. Spiele, die ob der vielen angeschlagenen Spieler nicht leichter werden.

Aufstellung: Couto, Fischer, Otte, Hofstetter, Blabsreiter F., Jennerwein (C), Kaffl, Steer, Ilic, Faltner, Beyer – Bank: Feicht, Berger, Hallermeier