Endlich war es wieder soweit, der Termin zum alljährlichen Ausflug war endlich da. Diesmal ging es über den Brenner nach Südtirol, wo unser Ziel der Ritten, die Sonnenterrasse Bozens, war.
Doch, jetzt der Reihe nach. Die Sonne hatte sich vermutlich in der 2. Oktoberfest-Woche zu sehr verausgabt, so daß es an unserem Abfahrtstag trübe und regnerisch war. Unserer guten Stimmung tat dies keinen Abbruch, „gute Laune“ war Trumpf.
Pünktlich, wie es bei unserer Truppe üblich ist, starteten wir am Samstag, den 01.Okt., um 8.00 Uhr Richtung Süden. Ein früheres Datum war aufgrund der Geburtstagsfeier eines 50jährigen nicht möglich, da evt. Orientierungsschwierigkeiten nicht ausgeschlossen werden konnten.
Unser erster Halt war am Brenner, der verbunden war mit einem „2. Frühstück“ und der Gelegenheit im „Outlet-Center“ aktiv zu werden. Einige gefüllte Tragetaschen wurden gesehen. Nach einem ca. einstündigen Aufenthalt fuhren wir zu unserem nächsten Ziel nach Klausen. Das Wetter hatte sich unwesentlich gebessert, doch der „Gassl-Bräu“ war wasserdicht und die Mittagspause konnte genossen werden.

Leider waren wir einen Tag zu spät dran, denn sonst hätten wir an der traditionsreichen Veranstaltung, dem „Gassltörggelen“, teilnehmen können. Die Termine sind jeweils die letzten drei Samstage im September und genaue Infos gibts im Internet unter www.toerggelenhauptstadt.info .
Allmählich näherten wir uns unserem Ziel, doch zunächst mussten wir noch an Höhe gewinnen. Kurz vor Bozen ging es von ca. 260 m Meereshöhe über eine sehr kurvenreiche Strecke hinauf nach Klobenstein am Ritten (Renon=italienisch). Nach der Bewältigung der 20 Kehren kamen wir im Nebel bei unserem Hotel, dem Spöglerhof, auf ca. 1250 m Höhe an. Die Witterungsverhältnisse machten uns die Entscheidung leicht. Einchecken, Frischmachen, gemütliches Zusammensetzen, Rotwein testen. Im Angebot waren noch Sauna, Hallenschwimmbad und für Frischluft-Fans kleinere Spaziergänge im näheren Umkreis. Nach dem Abendessen ging es bei guter Laune in die „Verlängerung“ und gegen Mitternacht war der Spuk vorbei.
Am nächsten Morgen fuhren wir frühzeitig wieder ins Tal nach Bozen. Der Regen hatte aufgehört, der Nebel wollte sich aber noch nicht geschlagen geben. Als wir im Tal waren hatte er verspielt und die Sonne zeigte sich von ihrer „wärmsten“ Seite.

Zunächst war eine Führung durch die Altstadt Bozens angesagt, die den Bozener Dom, „Maria Himmelfahrt“, zum Mittelpunkt hatte. Die Aufzeichnungen gehen bis ins Jahr 1180 zurück, indem die damalige Pfarrkirche geweiht, im romanischen Stil errichtet, wurde. Anfangs 1300 erfolgte der Neubau im spätgotischen Stil, insbesonders der markante Turm und die Kanzel aus Sandstein. Vom Piazza Walther-von-der-Vogelweide, Waltherplatz, im Zentrum Bozens grüßt von Weitem das Marmor-Denkmal des Minnesängers. Im Mittelalter lag dieser Platz an Bozens Stadtrand und war seinerzeit noch ein Weinanbaugebiet. Anfang des 19. Jahrhunderts verkaufte der bayerische König Maximilian das Weingut an die Stadt Bozen, die dann den darauf errichteten Platz „Maximiliansplatz“ benannte. Im Lauf der Jahre gab es mehrfache Umbenennungen, bis er den heutigen Namen behalten durfte. In der Altstadt-Fußgängerzone, in den engen Gassen herrschte emsiges Treiben und am Obst- und Gemüsemarkt reichliche verlockende Angebote. Erwähnenswert sind nicht zuletzt die sog. „Langhäuser“, die nach dem Abriss der Stadtmauer entstanden. Bedingt durch die eingeschränkte Möglichkeit in die Breite zu bauen, verlängerte man einfach die Häuser. Dies geschah bis auf 70 Meter, sodaß sie dann unter „Langhäuser“ bekannt wurden.
Nach einer interessanten, historischen Zeitreise musste nun auch für das leibliche Wohl gesorgt werden. Auf Empfehlung unserer Stadtführerin „fielen“ wir beim „Batzenhäusl“, Via Andreas-Hofer-Str.30 , www.batzen.it, ein, wo wir bestens, preiswert und zügig bedient wurden. Nicht unerwähnt sollte werden, daß durch die milde Oktobersonne, bei über 20°, sich das Ganze im Wirtsgarten abspielte. Das sich anschließende „Freilaufen“ in der Altstadt endete an unserem Ausgangspunkt am Waltherplatz, in einem Freiluft-Café.
Um ins Hotel Spögler zurückzukommen, stand zur Auswahl, entweder mit dem Bus zurückzufahren oder die „Rittner-Seilbahn“ zu benutzen. Diese Verkehrsverbindung zwischen Bozen und dem Ritten hat eine lange Tradition. Um den heißen Sommertemperaturen zu entkommen war dieses Sonnenplateau schon vor über 100 Jahren das Ziel der gehobenen Bozener Familien. Statistisch ist bewiesen, daß Bozen die heißeste Stadt Italiens ist, da sich die Wärme im Talkessel und die Speicherung in den Felsen länger hält als anderswo. Ursprünglich gab es eine Zahradbahn, wie auf unseren Wendelstein, dann eine Seilschwebebahn und seit 2009 die Jetzige. Im Rhythmus von 4 Minuten fahren/schweben die Gondeln und in nur 12 Minuten bewältigen sie den Höhenunterschied von ca. 1000 m. Eine tolle Sache und ein ebensolches Gefühl. Das Erlebnis Ritten ist jedoch hier noch nicht zu Ende, denn an der Bergstation Oberbozen, Soprabolzano, erwartet einen die „einzige“ funktionstüchtige Schmalspurbahn Südtirols.

Zwei Garnituren verbinden ganzjährlich Oberbozen mit Klobenstein / Lengmoos. Man sollte dabei gewesen sein !
Der Tag war noch nicht zu Ende, denn die „Rittner Erdpyramiden“ warteten auf unseren Besuch, die ca. 15 Minuten von unserem Hotel entfernt waren. Die Entstehung verdanken diese Gebilde abgelagertem Moränenlehm, der im trocken Zustand steinhart ist und bei Nässe zu einem lehmigen Brei wird, der abfließt. Unter großen Gesteinsbrocken bleibt der Lehm geschützt und um den Stein herum wird er ausgewaschen. So entstehen diese Erdsäulen – also doch kein Wunder.

Der Tag war lang, doch der Abend und die Nacht lag noch vor uns.
Unser Südtiroler Törggele-Abend begann mit einer „Vintschgauer Gerstlsuppe“, weiter mit „Keschten“ (heiße Kastanien), einer Schlachtplatte, Speck und Käse und der Nachspeise. Die tagsüber verbrauchten Kalorien wurden um ein mehrfaches ersetzt und durch diverse Getränke ergänzt. Wer jedoch glaubte, die Müdigkeit würde uns überwältigen, sah sich getäuscht. Die beiden Südtiroler Musikanten trafen mit Ihren Beiträgen unseren Geschmack – nicht immer einfach – und nicht zuletzt unser „Sepp Siebler“ brachte mit seinen gekonnt vorgetragenen Gedichten die Stimmung auf den Siedepunkt.

An dieser Stelle, danke Sepp, mach weiter so, Du bist ja noch so fit. Etwas müde vom langen Tag, doch aufgekratzt vom unterhaltsamen Abend zog sich das gemütliche Beisammensein bis gegen Mitternacht hin.
Dienstag, 03.10.17, wie schnell vergeht die Zeit, besonders wenn ’s schee war. Koffer packen, Abschied nehmen, Lob und Zufriedenheit vom Wirt entgegennehmen und Heimreise antreten. Unser nächstes Ziel war das Kloster Neustift bei Brixen und der Nebel war wieder unser Begleiter. Hier erwartete uns eine Weinverkostung, die durch die spezielle Art der Presentation durch den Sommelier einen hohen Stellenwert erfuhr. Über Silvaner, Kerner, Gewürztraminer, die Weißweine und den roten Magdalener erfuhren wir Interessantes. Was „merkenswert“ dabei war, durch „Linksdrehen“ des Weinglases ist an den sinkenden Schlieren die Qualität des Weines erkennbar.
Und gut waren sie auch !
Die Verkostung wirkte wie ein Aperitiv, sodaß die Brotzeit, wie Südtiroler Speck, Käseplatte, Kaminwurzen, etc., die Folge war und sich unsere geplante Abfahrt, im Einverständnis Aller, um 1 Stunde verzögerte.
Endlich wieder im Bus, unser bewährter Chauffeur, da Kurbe, umfuhr geschickt die Baustellen bei Brixen und komplikationslos kamen wir auf die Autobahn Richtung Brenner. Vom Pass ab riss die Wolkendecke auf, Sonne und Regenbogen begleiteten uns. Letzter Halt war die Raststätte Vomp, die erwartete Massenabfertigung, doch für den Toilettengang ist sie geeignet und der Kurbe hatte seine Ruhe-/Pausenzeit.
Schnurstracks ging es nun heim, nicht einmal die befürchtete Wartezeit in Kufstein-Nord hielt uns merklich auf, sodaß wir ca. 18.30 Uhr in Brannenburg ankamen.
“ G’lobt g’hert a no‘ „:
Danke an unseren Reiseleiter „Mich Feigl“, unserem Schatzmeister „Heinz-Hase Hasenöhrl“ und an die, die im Hintergrund zu diesem gelungenen Ausflug beigetragen haben. Unserem Chauffeur, an „Moser Kurbe“, den wer‘ ma g’hoit’n, der ko ’s ganz guad.
Des Oanzige, an dem ma no arbat’n müass’n, is ‚as Weeda, aba des wer‘ ma a no schaffa.

Servus, bis zum nächst’n Moi, Eia Reiseberichterstatter
Lothar Berger